Der folgende Text stammt aus dem Buch von Hildegard Werle
Fauser zur Einwanderung
aus dem deutschsprachigen Raum in den Staat São Paulo "Die Grumbiern
wie ein Kopp
so groß" (ISBN 85-900814-1-9 -1999). Wir danken der Autorin fuer die
Abdruckgenehmigung.
Die deutschsprachige Presse in São PauloIn den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts war die Kolonie so weit gewachsen, daß sie eine eigene Zeitung unterhalten konnte. Die “Germania” wurde 1878 aus der Taufe gehoben. Ein wichtiges Ereignis, das bewies, daß es eine relativ große Schicht von gebildeten Deutsch-Brasilianern gab. Für die vielen, die der portugiesischen Sprache nicht mächtig waren, bedeutete das ein neues Tor zur übrigen Welt. Diese Zeitung bestand bis 1921. 1897 trat die “Deutsche Zeitung” in Erscheinung, die bis heute Neues aus dem In- und Ausland und besonders über die Ereignisse in der Kolonie berichtet, was bei der Größe der Stadt anders nicht mehr möglich ist. Die Gründung ging zurück auf die Initiative des Druckers Carlos Jeep, des Rechtsanwalts Dr. Johann Paul Lehfeld und dem Zeitungsverleger Rudolf Troppmair. Die „Deutsche Zeitung“ erwarb 1915 als erste Zeitung eine Rotationsmaschine. Zu den Publikationen der „Deutschen Zeitung“ gehörte auch die Wochenzeitung “Der Hausfreund”. Kürzlich feierte die Zeitung unter Egon von Weidebach, ihr Verleger seit 1977, 100jähriges Bestehen. Andere Zeitungen waren: “Deutsch-Brasilianische Handelsnachrichten” (seit 1905), “Der Volksfreund”, “Sozialdemokratische Zeitung für Brasilien”, gegründet 1913, die “Österreichische Zeitung - Jornal Austriaco” mit dem Anhang “Deutsch-Brasilianisches Unterhaltungsblatt”, gegründet 1926, “Der Deutsche Morgen” gegründet 1932, die Zeitschrift für die deutschen Landwirte “Das Landleben in Brasilien”, gegründet 1927, die “Illustrierte Landwirtschaftliche Presse für Brasilien”, offizielles Organ des “Bundes deutschsprechender Landwirte in Brasilien” und der “Cooperativa dos Agricultores Teuto-Brasileiros”. Es gab auch eine Wochenzeitung für die Bienenzüchter, wie auch die beliebten Jahreskalender und Almanache und die Jahrbücher und Vereinszeitungen: so der “Uhle-Kalender ”, das „In- ter câmbio” der Pro Arte, die Vereinsblätter und Jubiläumsausgaben, der “Brasil-Almanach” der „Deutschen Zeitung“ seit 1967, die Jahrbücher des Staden Instituts mit Beiträgen zur Brasilkunde seit 1953. Die Katholiken hatten ihre Kirchenzeitung “Sankt Michael”, die Protestanten das “Kreuz des Südens”, die Sänger die Zeitung “Der Bund”. 1957 kam das “Illustrierte Blatt - Unparteiische Wochenzeitung und Anzeiger für Brasilien” mit dem Untertitel in Portugiesisch “Folha Ilustrada” heraus. Der Verantwortliche Redakteur war Egon von Weidebach. 1950 wurde die “Brasil-Post” von Carlos Oberacker gegründet. Sie wurde besonders in den deutschen Siedlungen im Süden gelesen. Heute unter der Leitung von Frau Ursula Dormien, hat sie auch einen großen Leserkreis in São Paulo. Die Geschichte der deutschen Presse im Staat São Paulo verdient eine tiefergehende Forschungsarbeit. Es war lange Zeit kein einfaches Unternehmen, da fehlende Kabel-, Schiffs-, Post- oder Telefonverbindung die Ankunft einer wichtigen Nachricht um Wochen verzögerte. Bei unseren heutigen interkontinentalen Telefon-, Fax- und Internet-Verbindungen können wir uns dies schon nicht mehr vorstellen. Während zweier Kriege waren die Redaktionen in einer mißlichen Lage. Die Zeitungen wurden verboten, die Werkstätten verwüstet und geschlossen. Die meisten überlebten den 2. Weltkrieg nicht. Mit steigendem Wohlstand, der Verbreitung von Radio und TV und dem immer größer werdenden Angebot an Lesestoff schwindet heute leider das Interesse an den Veröffentlichungen von deutschen Zeitungen. Trotzdem können wir stolz sein, daß die Deutsche Kolonie immerhin noch zwei Wochenzeitungen mit einer Auflage von zusammen etwa 35.000 Exemplaren zur Verfügung hat. Sie garantieren die Veröffentlichung der Veranstaltungen und Geschehnisse in unserer Gemeinde und sind damit ein Bindeglied der in dieser großen Stadt so verstreuten Mitglieder." |
© Hildegard Werle Fauser